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Marie Hassenpflug

Ölgemälde von unbekannt, 1812

Die Grimm´schen Märchen wären ohne sie nicht das, was sie heute sind: Marie Hassenpflug, Zeitgenossin und langjährige Vertraute von Jacob und Wilhelm Grimm, trug einige der bekanntesten Märchen zu deren weltberühmten Kinder- und Hausmärchensammlung bei, die 1812 erstmals publiziert wurde.

Marie Magdalene Elisabeth Hassenpflug kam am 27. Dezember 1788 in Altenhasslau zur Welt. Als ihr Vater Johannes Hassenpflug zum Stadtschultheiß der Neustadt Hanau berufen wurde, bezog die Familie am 14. Oktober 1789 eine Wohnung im „Haus Amsterdam“ über der „Specereyhandlung“ Lossow am Neustädter Markt / Ecke Lindenstraße.

Hassenpflugs pflegten seit dieser Zeit eine Bekanntschaft mit der Familie Grimm – Jacob und Wilhelm Grimm wurden 1785/1786 am Paradeplatz (heute Freiheitsplatz) geboren. Der Vater der Grimms war seit 1782 Stadt- und Landschreiber der Altstadt Hanau sowie für das Amt Büchertal, ab 1787 Stadtsekretär.

Am 15. April 1799 siedelten Hassenpflugs nach Kassel über, wohin Johannes Hassenpflug als „Adcocatus fisci“ (Finanzaufseher) versetzt wurde. Mit ihren Schwestern Jeanette, Amalie und Susette zählt Marie zu den bedeutendsten Beiträgerinnen der Grimm´schen Kinder und Hausmärchensammlung, insbesondere mit französischen Anleihen. Ihre Mutter Marie Magdalena, geb. Dresen, stammte aus der hugenottischen Einwandererfamilie Droume. Hassenpflugs trugen die „Märchen aus der Maingegend“ und damit aus der Hanauer Region bei: „Dornröschen“, „Der Froschprinz“, „Schneewittchen“, „Der goldene Schlüssel“, „Rumpelstilzchen“, „Die sieben Raben“ und viele andere mehr.

Marie heiratete am 21.8.1814 Hans Friedrich von Dalwigk von der Schaumburg, der als Capitain im Regiment Kurprinz in Hanau stationiert war, und lebte auf der „Burg“ in Schauenburg-Hoof bei Kassel. Am 24.1.1817 kam in Hanau ihr Sohn Hans Ludwig Alexander auf die Welt. Von 1819-1824 standen die Eheleute als Hofdame bzw. Kammerherr in Diensten der Herzogin von Anhalt-Bernburg, einer Tochter von Kurfürst Wilhelm I., und wohnten im Altstädter Schloss. Marie starb am 21.11.1856 in Kassel.

Ihr Bruder Ludwig Hassenpflug (1794-1862) amtierte von 1832-1837 und 1850-1855 als kurhessischer Staatsminister des Inneren, der Justiz und Ministerpräsident. Er war mit Lotte, der Schwester der Brüder Grimm, verheiratet. Wegen seiner antiliberalen Grundhaltung wurde er von der Bevölkerung „Hessen-Fluch“ genannt.

An Marie Hassenpflug erinnern am Haus Lossow und am Congress Park Hanau, dem einstigen Marstall des Hanauer Stadtschlosses, Gedenktafeln. Ihre Märchen bilden auch den Hanauer Märchenpfad durch die Hanauer Innenstadt, der 2016 eingeweiht wurde. Das Porträt von Marie eines bisher unbekannten Künstlers / einer unbekannten Künstlerin von 1812 befindet sich im Eigentum des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e.V. und ist im GrimmsMärchenReich im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe ausgestellt. Neben dem Gemälde wird Marie durch eine Animation zum Leben erweckt: kleine und große Besucher/innen können durch Tastendruck Fragen über ihr Leben, ihre Familie und die Bedeutung der Grimm´schen Märchen stellen. Marie Hassenpflug war auch Namensgeberin des Museumscafés „Marie“ im Schloss Philippsruhe.

 

Marie Hassenpflug Medienzentrum scaledPorträt von Marie Hassenpflug, verh. von Dalwigk, 1812
(© Medienzentrum Hanau / Bildarchiv).
1 David Seeger Das sprechende Gemälde Marie Hassenpflug 1„Die sprechende Marie“ im GrimmsMärchenReich 2019
(© David Seeger).