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Lauterbacher Strolch

von Wilhelm Schultz (1861-1931)

Die Reihe „Objekt der Woche“ wird an dieser Stelle seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 gerne gelesen. Ab und an gehen dem Autor auch freundliche Hinweise zu. So letzte Woche von Jens Arndt, Inhaber des Café Schien und Lokalhistoriker aus Hanau, der auf die Urfassung des Gemäldes vom „Lauterbacher Stroch“ aufmerksam machte.

Der kleine pausbäckige Junge mit nur einem blauen Strumpf, rotem Regenschirm und einer grünen Botanisiertrommel (die in späteren Darstellungen als „Käseaufbewahrungsuntensil“ diente) ist nämlich mit „WS“ signiert. Und dies sind die Initialen von Wilhelm August Schultz (München 26.1.1861 – 7.12.1931 Hanau), Illustrator, Dekorations- und Glasmaler, seit 1882 Professor an der Hanauer Zeichenakademie. Er hat viele Postkarten, Illustrationen für Festschriften, Broschüren und Programme der Kaiserzeit entworfen (etwa Lutherfeier 1883, Grimmfeiern 1885/1896, 300 Jahre Neustadt 1897, 600 Jahre Altstadt 1903), aber auch Begebenheiten der Bürgerschaft mit augenzwinkerndem Charakter gemalt und war Mitglied der Hanauer Künstlervereinigung „Samstagia“.

Schultz hat den „Ur-Strolch“ 1898 für die Molkereigenossenschaft Fulda-Lauterbach entworfen. Der Bub ist seitdem, in abgewandelter Form, auf den Käsepackungen zu finden. Die Fabrikation des Oberhessischen Camembert wurde allerdings 1999 nach Hofheim in Franken verlegt, ging dann durch mehrere Hände und gehört nun zu Tofutown (Soyatoo, Viana, Veggie-Life), um „das Leckerste aus zwei Welten zu kombinieren“ – traditionelle Käserei via Fermentation auf Pflanzenbasis.

In dem Bewusstsein, dass ein Hanauer am Erfolg der Marke des „Lauterbacher Strolchs“ im Oberhessischen beteiligt war, können auch wir an Main und Kinzig mit kraftvoller Stimme und voller Stolz mitsingen:

Strophe 1: In Lauterbach hab’ ich mein’ Strumpf verlor’n, und ohne Strumpf geh’ ich net heim. So geh’ ich gleich wieder nach Lauterbach hin und hol’ mir mein’ Strumpf an mein Bein.
Refrain: Schäppe Baa, schäppe Baa, schäppe Baa sind immer noch besser als kaa!

Strophe 2: In Lauterbach hab’ ich mein Herz verlor’n, und ohne Herz kann ich net leb’n. So geh’ ich gleich wieder nach Lauterbach hin und lass mir mein Herz wieder geb’n.
Refrain: Schäppe Baa, schäppe Baa, schäppe Baa sind immer noch besser als kaa!

Strophe 3: In Lauterbach hab’ ich mein Herz verlor’n, und ohne Herz kann ich net leb’n. So geh’ ich gleich wieder nach Lauterbach hin und lass mir mein Herz wieder geb’n.
Refrain: Schäppe Baa, schäppe Baa, schäppe Baa sind immer noch besser als kaa!

 

Über den Lauterbacher Strolch an sich informiert folgende Homepage:
http://www.lauterbach-vogelsberg.de/persoenlichkeiten/lauterbacher_strolch1.htm

 

strolch lauterbachAbbildung: Lauterbacher Strolch von Wilhelm Schultz, 1898
(Privatbesitz)