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Grimm-Denkmal

Neustädter Marktplatz, 1896

Heute vor 125 Jahren wurde das Nationaldenkmal der Brüder Grimm feierlich eingeweiht. Nachmittags um 2 Uhr war ganz Hanau auf den Beinen. Ehe die offiziellen Reden gehalten wurden, erklang die „Festouvertüre“ von Albert Lortzing und „O Schutzgeist alles Schönen“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Beim Essen der geladenen „Hautevolée“ ließ man sich im Deutschen Haus Schildkrötensuppe, Lendenbraten, Hahnragout, Rehbraten sowie Eis mit »Moselblümchen« und »Assmannshäuser« Wein kredenzen.

Das Jubiläumswochenende 2021 kommt wesentlich bodenständiger daher: Am Sonntag erzählten die Mitglieder des ehrenamtlichen Hanauer Märchenerzählkreises unbekannte Grimm´sche Kinder- und Hausmärchen. Es wurden 125 Brüder-Grimm-Törtchen vom Café Schien an die sehr zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher verteilt. Heute Nachmittag um 16 Uhr lässt die Brass Section der Neuen Philharmonie Frankfurt (mit Sitz in Hanau) bei freiem Eintritt Musik des 19. bis 21. Jahrhunderts erklingen. Eine Souvenirmünze mit dem Denkmal und dem Konterfei der Grimms kann für günstige 3 Euro im Hanau-Laden am Freiheitsplatz oder an der Museumskasse von Schloss Philippsruhe erworben werden.

Noch zu Lebzeiten der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm spendete der Hanauer Fabrikant und Mäzen Pedro Jung 500 Gulden für ein zu errichtendes Denkmal (1853). Am 21. Januar 1884 gründete sich ein Denkmalkomitee und bekräftigte das Vorrecht der Stadt Hanau, Standort für ein Nationaldenkmal der Brüder Grimm gegenüber Kassel, Göttingen oder Berlin zu sein.

1888 wurden elf namhafte Bildhauer aufgefordert, einen entsprechenden Entwurf einzureichen. Alle Modelle wurden im Januar 1889 in der Königlichen Zeichenakademie Hanau öffentlich ausgestellt. Die Bevölkerung zeigte starkes Interesse. Ein Preisgericht ermittelte die Preisträger: Platz 1. ging an Prof. Max Wiese, Bildhauer und Direktor der Zeichenakademie, den 2. Preis erreichte Prof. Gustav Eberlein, Bildhauer und Maler aus Hannoversch-Münden. Den 3. Platz errang Prof. Syrius Eberle, Bildhauer aus München. Doch schon bald regten sich Unmut und Gegenstimmen. Es kam zum Streit über den erstplatzierten Entwurf. Magistrat und Komitee entschlossen sich, den Sohn Wilhelm Grimms, Herman Grimm, Kunst- und Literaturhistoriker in Berlin, um seine Meinung zu fragen. Dieser begutachtete die Modelle und entschied sich für den Entwurf von Syrius Eberle. Das realisierte Modell kann heute im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe / GrimmsMärchenReich besichtigt werden.

Seit 1975 bildet das Grimm-Denkmal den Ausgangspunkt der Deutschen Märchenstraße von Hanau nach Bremen. Ende der 1984 Jahre wurde eine 1:1-Kopie des Monuments samt Neustädter Rathaus für das japanische Glücks-Königreich auf der Insel Hokkaido nachgebildet. Der Freizeitpark ist seit langem geschlossen. Zum 125. Jubiläum konnten „Die Grimms“ fachmännisch durch Fa. Rincker / Sinn und Eberhard F. Gutberlet / Frankfurt am Main restauriert werden, der Sockel von Fa. Wolfertz / Hainburg. Die Stiftung der Sparkasse Hanau und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen förderten die Arbeiten.

Zahlen und Fakten zum Denkmal:

  • Höhe: 6,45 m; Bildhauer der Figurengruppe: Syrius Eberle / München,
  • klassizistischer Bronzesockel und Ziergitter: Architekt Friedrich August von Thiersch / München
  • sitzende Figur Wilhelm Grimm und Sockel: Rupp’sche Erzgießerei / München;
  • stehende Figur Jacob Grimm: Gießerei von Miller / München;
  • Steinsockel aus schwedischem Granit: Dykerhoff & Naumann / Wetzlar;
  • Aufstellungsarbeiten: Jäger & Stumpf / Hanau.

Jacob und Wilhelm Grimm wurden am 4. Januar 1785 bzw. 24. Februar 1786 am Paradeplatz (heutiger Freiheitsplatz) in Hanau geboren. Wenig später zog die Familie in die Lange Gasse (heutige Langstraße), wo auch der Maler Ludwig Emil Grimm geboren wurde (14. März 1790). Die Brüder sind nicht nur für Ihre Sammlung der Kinder- und Hausmärchen weltweit bekannt, sondern auch als Begründer der Germanistik und für ihr politisches Engagement als Göttinger Sieben (1837), Jacob war Mitglied des Paulskirchenparlaments (1848).

Wer steht, wer sitzt? Die „Hanauer Mär“ besagt, dass sich die Brüder an Silvester um 0 Uhr abwechseln, weil es sonst auf Dauer ungerecht wäre ... Derzeit steht Jacob und Wilhelm sitzt. :)

 

Photo 7Die Grimms aus ungewöhnlicher Perspektive während der Restaurierung im Sommer 2021
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)