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Sgrafitto von Alois Bergmann-Franken

(1897-1965)

Vor einigen Wochen konnten wir eine großformatige Wandarbeit im Foyer des Finanzamts Eberhard Schlotter zuweisen (Objekt der Woche 94). Nun ist ein weiteres Rätsel zur recht bemerkenswerten Hanau Sgrafitto-Tradition gelüftet: Am Gebäude der Baugesellschaft an der Französischen Allee wurden in den 1950er Jahren die Motive „Fundevogel“ und „Das tapfere Schneiderlein“ angebracht. Nur von wem war nicht mehr bekannt.

Eine Anfrage von Bernhard Lauer, Geschäftsführer der Brüder Grimm Gesellschaft e.V. in Kassel, führte nun auf die Spur zu Alois Bergmann-Franken: „Der Maler hätte in Hanau Kunst am Bau gemacht“. Anhand der Signatur konnten die Werke nun zweifelsfrei identifiziert werden.

Peter Alois Bergmann-Franken wurde 1897 in Glattbach geboren und lernte Lithograf. Nach seiner Soldatenzeit im Ersten Weltkrieg studierte er an der Kunstgewerbeschule in Mainz und dann an der Kunstakademie in München. Seit 1927 war er als selbständiger Maler in Aschaffenburg tätig, machte Studienreisen nach Italien und Paris. Bekannt wurde er durch Fresken, Ölgemälde und Mosaiken in unterfränkischen Kirchen, Landschaftsbilder, Porträts, aber auch durch zahlreiche Buch- und Märchenillustrationen. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er in seinem Geburtsort bis zum Tod 1965. Er war mit Friedel Sigmund verheiratet, das Paar hatte vier Kinder.

Der Wohnkomplex an der Französischen Allee wurde im Zuge des Innenstadtumbaus von der Baugesellschaft renoviert und die Wandarbeiten fachgerecht restauriert. Der „Fundevogel“ ist ein etwas weniger bekanntes Grimm´sches Märchen, „Das tapfere Schneiderlein“ dagegen sehr prominent. Überrascht sind Viele, wenn erwähnt wird, dass im Schneiderlein ein Einhorn vorkommt.

Nicht von ungefähr ist das Logo der Brüder Grimm Festspiele das Einhorn, das auch als „Walking Act“ Jung und Alt erfreut.

 

FranzösischeAlleeII 175x300Abbildung: „Das tapfere Schneiderlein“ von Alois Bergmann-Franken an der Französischen Allee in Hanau, 1950er-Jahre
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)