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Kommissarleuchte“ von Christian Dell

Es ist ein Kult-Objekt: die „Kommissarleuchte“, genauer das Modell „Kaiser-idell 6631“. Und wer hat sie erfunden? Richtig: Christian Dell. Der an der Hanauer Zeichenakademie ausgebildete Silberschmied und Designer wurde am 24. Februar 1893 geboren – vor 130 Jahren. Er war einer der ganz Großen der industriellen Leuchtengestaltung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dell kam als eines von vier Kindern des Hanauer Schlossers Johann Dell in Offenbach zur Welt und wuchs in der Grimm-Stadt auf. Bei der traditionsreichen Hanauer Silberwarenfabrik J.D. Schleissner & Söhne lernte er sein Handwerk und besuchte die Königliche Zeichenakademie unter Leitung von Hugo Leven. Nach Wanderjahren in den renommiertesten Silbermanufakturen des Landes – in Dresden, München, bei Henry van de Velde in Weimar und bei Emil Lettré in Berlin – kehrte er 1920 in die Meisterklasse für „Hammerarbeit“ zu seinem Lehrer August Bock an die Zeichenakademie zurück und richtete sich eine Werkstatt in Hanau-Kesselstadt ein.

Der Wechsel als Werkmeister der Metallwerkstatt an das Bauhaus in Weimar war ein Karrieresprung: Ab 1922 arbeitete er erst mit Paul Klee, dann mit Oskar Schlemmer und schließlich mit dem Formmeister László Moholy-Nagy zusammen. Nach der Auflösung des Bauhauses in Weimar war Dell kurzzeitig an der Hochschule für Handwerk und Baukunst tätig, ehe er 1926 zu Fritz Wichert an die Frankfurter Kunstschule wechselte und sich der Gestaltung von lichttechnisch wie mechanisch ausgereiften Arbeitsleuchten widmete, die im NEUEN FRANKFURT internationale Bedeutung erlangten. Daneben fertigte er hochwertiges Silbergerät und Modelle für die Industrie.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten beendete 1933 abrupt die Tätigkeit der Frankfurter Kunstschule. Christian Dell wurde entlassen – seine Werkstatt wurde aufgelöst. Er zog sich erst nach Bad Wiessee, dann nach Hahnenklee in den Harz zurück. 1934 gelang Dell die Zusammenarbeit mit der Leuchtenfabrik Gebr. KAISER in Neheim-Hüsten, für die er nach dem Prinzip des Baukastensystems ein neues Zweckleuchten-Segment entwickelte. Die Leuchten mit der kreisförmigen Marke "ORIGINAL-KAISER-idell" prägten das Erscheinungsbild der gesamten Kaiser-Kollektion und wurden bis in die 1980er Jahre hinein produziert. Die "KAISER-idell 6556 Super“ avancierte zum Inbegriff der Arbeitsleuchte.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs widmete sich Dell wieder seinem ursprünglichen Metier, der Silberschmiedekunst, und eröffnete 1948 ein Geschäft für "Gerätekunst und Schmuck" in Wiesbaden. Dort starb er am 18. Juli 1974.

In der Abteilung „Moderne Zeiten“ im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe sind Leuchten von Christian Dell und Wilhelm Wagenfeld, der ebenfalls an der Zeichenakademie studierte, ausgestellt.

 

152 Kommissarleuchte Kaiser idell 6631Abbildung: Leuchte „Kaiser-idell 6631“ von Christian Dell
(© Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe)