hu logo lang 400px sw

#164

Rumfordische Suppenanstalt

In der Departements-Hauptstadt Hanau des Großherzogtums Frankfurt existierte von 1803 bis 1813 eine sog. Rumfordische Suppenanstalt. Sie geht auf Sir Benjamin Thompson zurück. Der Reichsgraf von Rumford wurde 1792 als Farmerssohn in North Woburn (Massachusetts) geboren und war ein richtiger „Tausendsassa“. Als Offizier sorgte er u.a. im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg für Transport, Ausrüstung und Verpflegung der hessischen Kontingente, als bayerischer Staatsrat und Kriegsminister reformierte er die Verwaltung, sorgte für eine bessere Schulbildung für Soldaten, führte die Kartoffel ein, begründete den Englischen Garten in München. Und als Erfinder erinnern ein Rumford-Herd und die Vorläufer der Thermosflasche wie Kaffeemaschine an ihn.

Um eklatanten Hunger und Armut zu beheben initiierte er Arbeitshäuser und Suppenanstalten, in denen gehaltvolle Mahlzeiten ausgegeben wurden. So auch in Hanau. Die Herren Blachière, Leisler, Pfaltz, Ruth, Toussaint und Wolfart fungierten als „Unternehmer“ im Französischen Waisenhaus, Kurfürst Wilhelm bewilligte jährlich zwölf Klafter Eichen- und Birkenholz plus zwölf Achtel Salz.

Wer die Rumfordische Suppe nachkochen mag - hier das Rezept für 200 Portionen J: 65 lb geschälte Kartoffeln, 12 ½ lb Erbsen oder besser Erbsengries und Erbsenmehl, 12 ½ lb Gerste und zwar von einer guten Sorte, 12 ½ ganz klein zerhacktes gutes Ochsenfleisch, 12 ½ lb in Würfeln klein zerschnittenes und nachher gedörrtes Brod, 2 lb 11 Loth etwas gesalzene Butter, 4 lb Salz, 3 lb 4 Loth Zwiebeln und Gewürzel, 2 Loth Pfeffer. (lb = englisches Pfund = 454 Gramm, ein Pfund = rd. 30 Loth, 1 Loth = gehäufter Esslöffel). Aber aufpassen! Der Hanauer Chronist Wilhelm Ziegler berichtet unter dem 25. Februar 1803: Heute ist der Kessel zur Rumford Suppe verunglückt, und wird nun gegen 14 Tagen anstehen (repariert).  

Kein geringerer als Conrad Westermayr (1765-1834), Maler, Kupferstecher, ab 1806 Professor und bis zu seinem Tode Direktor der Hanauer Zeichenakademie hat von Rumford porträtiert, der 1814 in Auteuil bei Paris starb. Die Grafik ist ein kleiner aber feiner Neuzugang der Sammlungen des Historischen Museums Hanau Schloss Philippsruhe.

 

162 RumfordAbbildung: Reichsgraf von Rumford, Lithografie von Conrad Westermayr, um 1810
(© Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe, Foto: Martin Hoppe)