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Steinheimer Friedensdenkmal

Am 15. Oktober 1911 wurde in Steinheim auf dem Marktplatz, heute Platz des Friedens, das Friedensdenkmal eingeweiht. Finanziert wurde es von Kaufmann Louis Meyer-Gerngroß (Großsteinheim 18.2.1861 - 30.5.1932 Mannheim), geschaffen von Bildhauer Professor Georg Busch, der am 11.3.1862 in Hanau geboren wurde und am 8.10.1943 – vor 100 Jahren – in München starb.

Meyer-Gerngroß entstammte einer jüdischen Metzgersfamilie, wurde mit einem Großhandel von Steingut sowie Porzellan in Mannheim erfolgreich und engagierte sich dort als Mitglied der Handelskammer. Er stiftete das Monument zum 100-jährigen Gedenken an die von Großherzog Ludwig I. von Hessen-Darmstadt erlassene Verfassung und als kaisertreuer Patriot zum 40. Jahresgedenken der Gründung des Deutschen Reichs von 1871. Meyer-Gerngroß und Busch, Spross der weitverzweigten katholischen Steinheimer Bildhauerfamilie, kannten sich aus Jugendtagen. Georg Busch studierte 1880 bis 1882 an der Hanauer Zeichenakademie, dann an der Akademie für Bildende Künste München und avancierte zu einem der bedeutenden Vertreter christlicher Kunst. Für ihr kongeniales Zusammenwirken wurden beide Herren anlässlich der Denkmalseinweihung zu Ehrenbürgern der Stadt Großsteinheim ernannt.

Im sog. „Dritten Reich“ wurde das Friedensdenkmal bei antijüdischen Exzessen 1938 beschädigt und zwei Jahre später komplett demontiert. Die Steinheimer Jüdische Gemeinde geht auf das Jahr 1335 zurück. Unter dem NS-Regime wurden Mitglieder der Familien Herz, Mayer, Meyersohn, Oppenheim und Selig, aus Klein-Auheim (es gehörte damals zum Einzugsgebiet) der Familien Hirschmann, Lilie, Loeb und Ronsheim deportiert und ermordet. Louis Meyer-Gerngroß´ Witwe Helene, geb. Dinkelspiel, wurde 1940 in einem Massentransport von Mannheim nach Gurs / Frankreich verschleppt und kam dort um.

Das Denkmal mit dem bronzenen „Jüngling mit dem Ölzweig“ wurde am 17.11.1965 wieder feierlich aufgebaut. Es ist eines der wenigen unheroischen, unmartialischen und expliziten Friedensdenkmäler aus der Kaiserzeit. Nur 3 Jahre nach der Enthüllung 1911 brach der Erste Weltkrieg aus, der Zweite folgte 1939 bis 1945, viele Kriege weltweit bis hin zur Ukraine folgten – nun noch im Nahen Osten. Als Friedens-Denkmal errichtet, gilt es inzwischen als ständiges Friedens-Mahnmal.

 

184 Steinheimer FriedensdenkmalSteinheimer Friedensdenkmal 2023
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau / Martin Hoppe)