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#249

Sarkophag von Frederik V.

Reisen bildet. Der Blick in die Welt lässt neben einer Weitung des allgemeinen Horizonts die internationale Hanauer Geschichte reflektieren. In Dänemark unterwegs, wird natürlich auch die Hof- und Grabeskirche des Königreichs in Roskilde besucht. Dort staunt man nicht schlecht, wenn sich ein monumentales Grabdenkmal für Frederik V. offenbart. Dass der König und Vater von Kurfürstin Wilhelmine Karoline von Hessen-Kassel (1747–1820, OdW #012), der Frau von Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel und Erbauer von Wilhelmsbad, dort begraben liegt, war bekannt. Aber nicht in welch prächtigem Umfeld!

Die „Weiße Kapelle“ im Dom wurde extra für Frederik V. und seine engsten Verwandten ab 1744 unter Architekt Caspar Frederik Harsdorff (1735-1799) begonnen und konnte wegen der Koalitionskriege und eintretender Finanzierungsschwierigkeiten erst 1825 von Architekt Christian Frederik Hansen (1756-1845) fertiggestellt werden. Sie ist eine der wichtigsten neoklassizistischen Gebäude Nordeuropas, inspiriert von der klassischen griechischen Architektur. Die Zentrale von insgesamt 12 Gräbern bildet das Grabmal des Königs, geschaffen von Bildhauer Johannes Wiedewelt (1731–1802). Die die Göttlichkeit und Ewigkeit des Königtums symbolisierende Säule mit einem Bildnis des Monarchen als römischer Kaiser krönt eine (leere) Urne. Der König selbst liegt in dem marmornen Sarkophag bestattet. Vier Frauenfiguren darauf symbolisieren Frieden, Weisheit, Standhaftigkeit und Glück. Die großen Figuren an der Treppe stellen Dänemark und Norwegen als trauernde Frauen dar.

Frederik / Friedrich V. (Kopenhagen 31.3.1723 – 14.1.1766 Christiansborg) regierte Dänemark und Norwegen, war auch Herzog von Schleswig und Holstein sowie Graf von Oldenburg und Delmenhorst. Er galt als volkstümlicher Landesvater, wurde „der Gute“ genannt. Sein Land erlebte (durch fähige Berater) Frieden und Wohlstand. Frederik wollte seine Untertanen „glücklich sehen“ und war vor allem für einen sehr ausschweifenden hedonistischen Lebenswandel bekannt. Er ging zwei Ehen ein: mit Louise von Großbritannien (1724–1751), einer Schwester von Maria (OdW #153) und nach ihrem Tod während der sechsten Schwangerschaft 1752 mit Juliane Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel (1729–1796). Letztendlich trank sich Frederik wohl zu Tode.

Im gotischen Dom zu Roskilde, Weltkulturerbe, sind rd. 40 gekrönte Häupter bestattet (plus deren Kinder, mindestens 1.000 Gräber). Für Margarethe II., der ersten weiblichen Monarchin des Königreichs seit 560 Jahren, die im Januar 2024 zu Gunsten ihres Sohnes Frederik X. abdankte, wurde bereits ein von ihr selbst und dem Künstler Bjørn Nørgaard entworfenes – aber noch verhülltes – Grabmal aufgestellt.

 

Grabstätte von Frederik V. von Dänemark Grabstätte von Frederik V. von Dänemark (© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)