Mühltor um 1715/1718
Auf dem Auktionsmarkt tauchen immer wieder interessante „Hagenovensien“ auf. Umso größer ist die Freude, wenn der Zuschlag für heimische Bieterinnen und Bieter erfolgt. Vor wenigen Wochen gelang es dem Hanauer Geschichtsverein eine Federzeichnung des Hanauer Mühltors aus dem frühen 18. Jahrhundert bei Bassenge in Berlin aus niederländischem Privatbesitz zu ersteigern.
Die rd. 18 x 31 cm messende graubraun lavierte Ansicht stammt aus der Hand des niederländischen Malers, Grafikers, Kupferstechers und Publizisten Abraham Rademaker (Lisse 1676/77 – 1735 Haarlem). Er bezeichnete sein um 1715/18 zu datierendes Werk mit „Poort tot Hanau“. Durch Vergleich mit Matthäus Merians Ansicht von Hanau von 1632 und der berühmten Hanauer Vogelschau von Dreyeicher 1685 kann der Gebäudekomplex mit Zugbrücke vor dem Befestigungswall eindeutig als Mühltor mit einem einfachen Außen- und zweistöckigem Innentor identifiziert werden. Es wurde 1609 errichtet, aber während des Dreißigjährigen Krieges geschlossen. Auf Zeichnungen zum Abbruch mit Schießhaus an der Ecke zur Leimenstraße in Napoleonischer Zeit um 1807 sind die (später erweiterten) Torteile zu sehen. Bildlich nicht belegt waren bisher die beiden Galgen vor der Ein- bzw. Ausfahrt – oder hat sie Rademaker erfunden? Die Todesbalken machen an dieser Stelle durchaus „Sinn“, führte der Mühltorweg damals ins Feld hinaus. An den repräsentativeren Einfahrten wie Frankfurter, Kanal-, Nürnberger oder Steinheimer Tor hätten sie sich nicht so gut gemacht… Bei Merian, rund 125 Jahre früher, wird ein Galgen noch zwischen Alt- und Neustadt, auf dem heutigen Freiheitsplatz, gezeigt. Zur Gerichtsbarkeit in Hanau siehe u.a. das „Objekt der Woche #15“. Am Bildrand rechts sind zwei Soldaten mit Kanone zu erkennen.
Meister Rademaker war übrigens nie persönlich in unseren Gefilden unterwegs. Er ließ sich akkurat berichten. Seine berühmten Ansichten von Städten und Schlössern, zudem antikisierende Phantasielandschaften, finden sich natürlich in allen bedeutenden niederländischen Museen, darüber hinaus im British Museum / London, in der Hamburger Kunsthalle – und nun auch in den Sammlungen des Historischen Museums Hanau Schloss Philippsruhe / des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e.V.