600 Jahre Fischerzunft
Angesichts des stolzen Jubiläums mag man sich die Augen reiben: „600 Jahre Fischerzunft Steinheim am Main“. Aber kein Wunder: Die Fischerei gibt es schon seit Urzeiten. Schuppentiere waren Grundnahrungsmittel auch in unserer Region.
Die Zunft wurde 1425 von Fischern aus Dietesheim, Steinheim und Großauheim gegründet und durch eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Berthold von Henneberg (1441–1504) festgeschrieben. Mit Flörsheim, Höchst, Frankfurt, Seligenstadt und Aschaffenburg zählt sie damit zu den ältesten am Untermain. Kurfürst Daniel Brendel von Homburg (1523–1582) erteilte 1573 eine weitere Ordnung, wonach den Fischern das schädliche „Gezäue“ (Wurf- und Breitgarn) verboten wurde, „da durch solch verderblich Fischen der Main entblößt wird“. Er ging damit gegen Raubfischerei aber auch für Artenschutz voran.
Um das vererbte Fischereirecht ausüben zu können bedarf es des Meisterbriefes. Die Ausbildung beginnt im Alter von zwölf Jahren, nach drei Jahren folgt die Gesellenprüfung, nach weiteren drei Jahren die Meisterprüfung. Man kann also schon mit 18 Jahren Meister sein – seit 2003 durch Satzungsänderung auch Meisterin. Heute sind 32 Fischermeister, zehn Fischermeisterinnen, vier Gesellen und drei Lehrlinge in der Zunft aktiv.Klingende Familiennamen in ehrenamtlicher Verantwortung sind Adam, Schwab, Kaiser und Kämmerer. Stand früher die Versorgung der Bevölkerung mit Fisch im Vordergrund, kümmern sich die Mitglieder heute vorrangig um den Erhalt des ökologischen Gleichgewichts, den Gewässer- und Naturschutz sowie die Weitergabe des Wissens um traditionelle Techniken, den Umgang mit Netzen und Reusen.
Noch bis 26. Oktober 2025 ist samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr im RadWerk die sehr sehenswerte Ausstellung „Einmannbetrieb – Der Fischer und sein Nachen“ des Klein-Auheimer Geschichtsvereins über die wechselvolle Geschichte der Fischerei und Anton Seipel im Besonderen zu sehen. Er war der letzte Klein-Auheimer Berufsfischer, der bis 1970 noch frische Mainfische in seinem Ladengeschäft feilbot.
In der Schau finden sich viele Originalexponate wie Zunftlade, Urkunden, Meisterbücher und Fanggeräte. Im Zentrum wird ein sieben Meter langer Nachen präsentiert, mit dem noch heute auf dem Main gefischt und gehegt wird. Er hat nur 10 cm Tiefgang und ermöglicht deshalb auch flache Uferstellen anzufahren. Kooperationspartner der Sommerausstellung sind der Mühlheimer Geschichtsverein, die Fischerzünfte Steinheim und Seligenstadt sowie die Städtischen Museen Hanau.
Text: Martin Hoppe
Blick in die Sommerausstellung „Der Fischer und sein Nachen“ im RadWerk Klein-Auheim (© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)