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#147

Erinnerung an den Sielbau

Es sind oft die kleinen Zeichen im Stadtraum, die den Einstieg in ein großes Thema bieten – und dies ganz praktisch. Viele von Ihnen werden sicher schon an der Westbahnhofunterführung an dieser Tafel vorbeigelaufen sein. Sie erinnert an den Beginn der Kanalisation in Hanau und den Einstieg in das unterirdische Tunnelsystem.

Zu Ende des 19. Jahrhunderts startete die Brüder-Grimm-Stadt nicht nur industriell und bevölkerungstechnisch durch, sondern auch im Gesundheitswesen tat sich Beachtliches. Dazu gehört der Sielbau.  Die politischen Beschlüsse wurden unter Oberbürgermeister Albert Westerburg gefasst, 1889 das Projekt begonnen und 1892 unter OB Dr. Eugen Gebeschus abgeschlossen. Kein geringerer als der „britische Kanalisationspapst“ Ingenieur William Heerlein Lindley (Hamburg 1853 – 1917 London) hatte die Leitung. Er realisierte in 36 europäischen Städten Wasserversorgungs- und Kanalisationsprojekte, darunter in Bad Homburg, Mannheim, Hamburg, Prag, Baku, Warschau und eben Hanau. Für sein Wirken erhielt er die Ehrendoktorwürde der TH Darmstadt, die Ehrenbürgerschaft von Baku und wurde 1911 von der britischen Krone zum Knight Bachelor „geschlagen“.

Sichtbare Zeugen seiner Wirkungszeit in Hanau sind die Kanalpumpstation Kesselstadt, Reste der Klärbecken und ein kleines Pumpenhaus an der Landstraße. Als Mitarbeiter von ihm war Hans Steinbach tätig. Dessen Sohn Hans Erwin Steinbach (1896-1971) wurde in Kesselstadt geboren und avancierte zu einem anerkannten Kunstmaler. Doch das ist wieder eine andere Geschichte ...

Das Kanalsammelbauwerk wurde 1976 anlässlich der Bahnhofsunterführung umgestaltet und 1982 mit einem zu einem Wasserspiel umfunktionierten Ausgussrohr verziert. Es diente einst zum Befüllen städtischer Wasserwagen der Straßenreinigung vor dem Schlachthof (heute Postcarré) gegenüber.

 

147 sielbauAbbildung: Gedenktafel zum Sielbau am Westbahnhof
(©: Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)