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300 Jahre Landgräfin Marie von Hessen

Jeder kennt in Hanau die Marienkirche hinter dem Goldschmiedehaus. Diese ist aber keineswegs nach der Gottesmutter Maria benannt. Vielmehr wurde sie im Zuge der Hanauer Union 1818 der „Mum“ von Erbprinz Wilhelm gewidmet: Marie von Hessen, eine am 5. März 1723, vor 300 Jahren in London geborene englische Prinzessin. Nachdem sie am 14. Januar 1772 im Alter von nur 48 Jahren in Hanau starb, wurde sie in „ihrer“ Kirche in der Grafengruft beigesetzt.

In der Beletage von Schloss Philippsruhe ist ein Porträt, wohl aus der Hand von Anton Wilhelm Tischbein (1730-1804) erhalten. Auf der Rückseite des Ölgemäldes steht notiert: „Maria regierende Landgräfin von Hessen, von Ende des 7ten Jahres Vormünderin ihrer Prinzen, bis selbige majoren waren und der älteste als Prinz von Hessen die Grafschaft Hanau regierte bis 1785. Eine in Andenken der Hanauer wegen ihrer Wohltaten und der Verschönerung Hanaus hochgeliebte und verehrte Fürstin, Princes Tochter Georgs des 2ten von Großbritannien und Irland“. Das Bild wurde 1936 von der Hanauer Zeichenakademie dem Museum Hanau überwiesen.

Nach Ehezwistigkeiten mit Ihrem Mann Landgraf Friedrich II. wegen seines Religionswechsels zum Katholizismus übernahm sie 1760 nicht nur die Vormundschaft ihrer Söhne für die Grafschaft Hanau-Münzenberg, sondern ließ eifrig am Stadtschloss bauen, schuf dort einen der ersten englischen Landschaftsgärten in Deutschland und förderte die Errichtung des Stadttheaters (am heutigen Freiheitsplatz). Ihr Sohn Wilhelm, der 1764 die Regierungsgeschäfte übernahm, gestorben 1821 als Kurfürst von Hessen-Kassel, ließ das nach ihm benannte Wilhelmsbad mit einem – wen wundert es nun bei der Verwandtschaft - englischen Landschaftspark entstehen – finanziert übrigens aus Subsidiengeldern für die Leihe von hessischen Soldaten an seinen Onkel Georg II. von Großbritannien. Ein Beispiel für Kulturtransfers im 18. Jahrhundert, aber auch knallharte Heirats-, Macht- und Geldpolitik.

Über Leben und Werk der zu Unrecht fast vergessenen „Princess of Great Britain, Landgravine of Hesse-Kassel, Herrscherin von Hanau“ informiert derzeit eine Sonderausstellung im Staatsarchiv Marburg, die von September 2023 bis Januar 2024 im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe zu sehen sein wird. Herzliche Einladung!.

 

153 Maria von EnglandAbbildung: Marie von England, Gemälde von Anton Wilhelm Tischbein, um 1761
(© Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe / Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V., Aufnahme: Martin Hoppe)