hu logo lang 400px sw

#156

Schütten von Haarer Hanau

Nach dem Design-Klassiker „Kommissarleuchte“ von Christian Dell (aus Hanau) möchten wir diese Woche auf eine andere Produktion aus unserer Stadt mit großer Reichweite aufmerksam machen: Die Schütten von Haarer.

Drei Stellvertreterobjekte sind im Museum Großauheim für Kunst und Industriegeschichte ausgestellt. Der Begleittext lautet:

Die Firma für Reformküchenmöbel wurde 1921 von den Brüdern Richard und Otto Haarer in Frankfurt am Main gegründet und zog ein Jahr später in die Hanauer Lamboystraße um. 1925 entwickelte der Ingenieur Otto Haarer auf der Grundlage von arbeitswissenschaftlichen Untersuchungen die „wirtschaftliche Küche“.

Otto Haarer besaß bereits eine Reihe von Patenten, als er und seine Frau Anni im Februar 1926 auf einer Ausstellung des landwirtschaftlichen Hausfrauenvereins in Hanau den Frankfurter Stadtbaurat Ernst May (1886-1970) kennenlernten. Es kam zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Hochbauamt und der Architektin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000), die bei ihrer Entwicklung der „Frankfurter Küche“ auf die Erfahrungen der Firma Haarer mit Kochkisten, Topf- und Vorratsschränken und neuartigen Lebensmittelbehältern aufbauen konnte. Mit der patentierten Aluminiumschütte „Original Haarer“, die die Eigenschaften einer Schublade mit denen einer Gießkanne vereinte, wurden ab 1926 zehntausend Einbauküchen in den Frankfurter Wohnsiedlungen von Ernst May ausgestattet.

In der Weltwirtschaftskrise 1929 ging die Firma in Konkurs. Danach produzierte Otto Haarer Teile seiner Reformküchen, insbesondere die Schütten, in der Maschinenfabrik Emil Möhn in der Ruhrstraße.

In der „Frankfurter Küche“ steckt also ein gutes Stück Hanau drin! Die „wirtschaftliche Küche“ der Haarers wurde bereits 1927 von Professer Dr. Derlitzki mit „Höchste Zweckmäßigkeit ist höchste Schönheit“ gelobt. Chefin Anni Haarer dichtete in einer Werbebroschüre ihrer Firma selbstbewusst: „Kaufst Du Schund nur für Dein Haus, schmeißt Du Geld zum Fenster raus! Willst Du leben ohne Qual, kauf´nur Haarer original!“

Die Schütten sind noch heute in vielen Haushalten beliebte Aufbewahrungsbehältnisse und haben es in die Schausammlungen zahlreicher Museen der Welt geschafft: ins Museum of Modern Art in New York, ins Victoria & Albert Museum London, ins MAK Wien, ins MAK Frankfurt am Main, ins Museum Großauheim und in die neue Abteilung „Moderne Zeiten“ im Historischen Museum Hanau Schloss Philippsruhe. Wir befinden uns also in bester Gesellschaft ;-).  

 

156 Aluminiumschuette Gebrueder HaarerAbbildung: Aluminiumschütte und Gewürzgläser, Gebrüder Haarer Hanau, 1920er-Jahre
(©: Städtische Museen Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)