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Adriana von Nassau-Dillenburg / Hanau-Münzenberg

(1449-1477)

Eines der schönsten und besten erhaltenen Epitaphe für eine Gräfin des Mittelalters unserer Region befindet sich in der Hanauer Marienkirche. Es wurde für Adriana von Nassau–Dillenburg geschaffen, die am 7. Februar 1449 in Breda zur Welt kam und am 15. Januar 1477 in Hanau verstarb – vor 545 Jahren. Sie war eine Tochter von Graf Johann IV. von Nassau-Dillenburg und der Maria von Loon-Heinsberg. Am 12. September 1468 wurde Hochzeit mit Graf Philipp I. von Hanau-Münzenberg gefeiert. Das Paar hatte 6 Kinder, von denen allerdings nur drei das Frühkindalter überlebten. Ihr Sohn Reinhard IV. (1473-1512) führte die Regentschaft weiter.

Das bedeutende Erinnerungsmal unterstreicht die Stellung und Bedeutung der nur 28 Jahre alt gewordenen Gräfin für die Grafschaft und den Witwer. Auch wenn Philipp I. nach ihrem Tod flugs mit Margarethe Weißkircher eine nicht standesgemäße Beziehung einging… Diese beiden sind in einem Doppelporträt als sog. „Gothaer Liebespaar“ dargestellt.

Adriana ist überlebensgroß, fast als Vollfigur, in langem Kleid, knieend unter einem Baldachin aus Sandstein gearbeitet. Sie blickt in Richtung des leider im Zweiten Weltkrieg untergegangenen Hochaltars. In ihren Händen hält sie ein Gebetbuch mit den Anfangswortes des „englischen Grußes“. Er ist seit dem Mittelalter die Bezeichnung für die Worte des Erzengels Gabriel aus dem Neuen Testament nach Lukas, dass Maria den Sohn Gottes gebären werde (Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir). „Englisch“ ist von Engel abgeleitet und hat nichts mit der Sprache zu tun.

Von Adrianas Haar mit Flechten geht ein Schleier über die rechte Schulter, der Halsschmuck erinnert an eine Dornenkrone? Ebenso ist ihr Wappen mit herzblattbesetztem Flug zu sehen sowie Schriftbänder, die sich um Baumstämmchen winden und über ihren Tod Auskunft geben, der „woll geborne adriana graffynne zu hanauwe der got gnad“. Im Chor der Kirche ist auch ihre Grabplatte erhalten.

 

Photo 3Abbildung: Epitaph der Adriana, 1477, Marienkirche Hanau
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)