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#122

Die sechs Schwäne und ihre Schwester

Albrecht Glenz, 1983/1984/2014

Zeitgenossinnen und Zeitgenossen, die meinen, „früher war alles schöner“, seien diese beiden Bilder empfohlen: einmal „Die sechs Schwäne und ihre Schwester“ nach dem gleichnamigen Grimm´schen Märchen am Freiheitplatz zwischen altem Karstadt und Nordsee 2010. Die zweite Aufnahme stammt von 2015 nach dem Standortwechsel im Schlossgartenweiher am Congress Park Hanau.

Das Skulpturenensemble hat Albrecht Glenz geschaffen, der am 6. August 1907, vor 115 Jahren, in Erbach / Odenwald geboren wurde, und am 6. Februar 1990 in Hanau starb. Der bekannte Bildhauer war u. a. Direktor der Fachschule für Elfenbeinschnitzerei in Erbach sowie Lehrer für freies Modellieren und Elfenbeinschnitzen an der Zeichenakademie Hanau. 1982 erhielt er die August Gaul-Plakette, die höchste kulturelle Auszeichnung der Stadt Hanau. Im Bestand der Städtischen Museen befinden sich etliche seiner Werke, auch in der Zeichenakademie, der Christuskirche an der Ehrensäule und der Lutherkirche in Wolfgang.

Glenz´ bronzenes Skulpturenensemble wurde 1981/1984 bei der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn gegossen und von der Stadt Hanau zusammen mit der Stadtsparkasse und Landesleihbank Hanau in der Hammerstraße realisiert. 1983 standen die Schwäne in kleinen Wasserstrudeln, 1984 kam ihr Schwesterchen als Stiftung Hanauer Bürger/innen aus Industrie, Handel und dem „Einkaufsboulevard Hammerstraße“ dem Hanauer Anzeiger gegenüber (heute C&A) hinzu.

Albrecht Glenz formulierte: Das Märchen der Brüder Grimm erzählt die Geschichte von 7 Kindern: 6 Brüder und eine Schwester; Königskinder, die der Vater vor seiner 2. Heirat auf einem fernen Schloß verbirgt, um sie vor Nachstellungen der Stiefmutter zu bewahren. Diese vermag sich aber Zutritt zu verschaffen und verwandelt die 6 Knaben in Schwäne. Das Mädchen, das bei der Verzauberung nicht anwesend war, sieht seine Brüder, in Schwäne verwandelt, über den Wald entfliegen. Es macht sich auf den Weg, die Brüder wiederzufinden und trifft sie schließlich in einer Hütte im Wald. Am Abend fliegen sie herein, um nach kurzem Aufenthalt wieder davonzufliegen. Bei diesem Treffen erfährt das Mädchen, daß es seine Brüder nur erlösen kann, wenn es 6 Jahre weder spricht, noch lacht und in dieser Zeit 6 Hemdchen aus Sternblumen näht. Die Schwester ist dargestellt in dem Augenblick, da sie auf den Scheiterhaufen gestellt ist, um als Hexe verbrannt zu werden. An diesem Tag ist jedoch die 6-Jahresfrist verstrichen, und die Schwäne kommen herbeigeflogen. Aus der Hand der Schwester empfangen sie ihre Sternblumenhemdchen. Damit ist der Zauber besiegt, und sie können ihre Schwester vom Scheiterhaufen erretten.

Einem Zauber gleich fanden die 7 Kinder am Ende auch ihren neuen Standort. Im Rahmen des Hanauer Innenstadtumbaus musste das Ensemble abgebaut werden. Fachbereich Kultur, Infrastruktur Service und die Tochter von Albrecht Glenz, Susanne Voss, einigten sich auf einen Umzug in den Schlossgartenweiher, der von Grund auf saniert wurde. Hier fliegen die Schwäne seit 2014 stilecht in das Wasser ein, um ihr Schwesterchen auf der Besucherplattform zu retten. Ein idealer, würdiger und höchst angemessener Standort. Das Ensemble bildet den Startpunkt des Hanauer Märchenpfads, der sich seit 2016 Dank zahlreicher Sponsoren mit insgesamt 11 Märchenplastiken durch die Innenstadt zieht und viele Einheimische wie Gäste erfreut.

 

Hammerstrasse 2010 1Foto: Die Schwäne von Albrecht Glenz in der Hammerstraße, 2010
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)
IMG 20140406 142633 1Foto: Die Schwäne im Schlossgartenweiher, 2014
(© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Martin Hoppe)