Sarkophag von Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg
1612
Zu besonderen Anlässen ist die Grafengruft der Marienkirche geöffnet. So auch in der Festwoche vom 1. Juni in Erinnerung an die 425-jährige Wiederkehr der Gründung der Neustadt und Wallonisch-Niederländischen Kirche. Der prominenteste Adlige, der unter dem Chor des ältesten Hanauer Gotteshauses bestattet liegt, ist Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg. Er hat „seine Gruft“ noch selbst anlegen lassen – ehe er am 9. August 1612 starb, vor 410 Jahren.
Philipp Ludwig wurde im Hanauer Stadtschloss am 18. November 1576 geboren. Er besuchte das Pädagogium und die Akademie der Hohen Schule Herborn, dann die Universität Heidelberg. 19-jährig übernahm er (noch unter Vormundschaft) die Herrschaft, absolvierte noch zahlreiche Studienreisen durch Italien und die Niederlande. 1596 heiratete er Catharina Belgica, eine Tochter von Wilhelm von Oranien. Bekannt ist „PLII.“ als Gründer der Hanauer Neustadt (1597), der zweiten Hanauer
Judengemeinde (1603), der Hohen Landesschule (1607), er baute am Stadtschloss und reformierte die gräfliche Verwaltung (1612), um sein Land fit für die Zukunft zu machen. Die Ansiedlung von wallonischen und niederländischen Glaubensflüchtlingen, und auch der Jüdischen Gemeinde, war im Grunde ein immenses Wirtschaftsförderungsprogramm.
Das ihm zu Ehren errichtete Denkmal an der Französischen Allee, geschaffen von Bildhauer Professor Max Wiese 1897, zeigt ihn als „Elder Statesman“ mit gepflegtem Bart und in Staatsrobe. Wenn man das Porträt betrachtet, mag man kaum glauben, dass Philipp Ludwig II. im Alter von nur 36 Jahren verstarb. Eher früh, wie seine Vorgänger und Nachfolger, an einer Erbkrankheit oder schlicht an Influenza. Bestattet wurde der wohl bedeutendste Hanauer Graf nach einer großen Abschiedszeremonie am 23. September 1612 in einem Kupfersarg, der bestens erhalten ist; die Gruft der Marienkirche hat den Feuersturm vom 19. März 1945 nahezu unbeschadet überstanden. Auf dem Sarg von Philipp Ludwig II. hat vor Jahren eine Besucherin oder ein Besucher zwei rote Plastiknelken niedergelegt. Sie sind noch immer vorhanden.