Hanauer Judengasse
Heute vor 87 Jahren fanden auch in Hanau Pogrome auf jüdische Einrichtungen und Menschen statt. Am Morgen des 10. November 1938 steckten NS-Scherginnen und Schergen die Synagoge in der Nordstraße in Brand, während sich auf dem Paradeplatz Karussells der Herbstmesse drehten. Die Feuerwehr half nicht beim Löschen des Hauses, sondern schützte nur die benachbarten Gebäude vor einem Übergreifen der Flammen. Nach der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 begann die industrielle Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden. Aus Hanau wurden über 240 Kinder, Frauen und Männer ermordet oder in den Selbstmord getrieben.
Am 6. November 2025 konnte anlässlich des 20-jährigen Bestehens der dritten Jüdischen Gemeinde Hanau und zum Gedenken an die Opfer unter dem NS-Regime ein bemerkenswertes Kunstwerk eingeweiht werden: das Modell der Hanauer Judengasse um 1900 von Philipp Lach, Student der Brüder Grimm Berufsakademie Hanau.
Nach Recherchen seiner Mutter Iris Lach über die Gebäude des seit 1898 in Nordstraße umbenannten Straßenzuges gelang es ihm, die zweidimensionalen Baupläne aus dem Stadtarchiv in ein dreidimensionales Modell der Straße und der ehemaligen Synagoge zu transformieren. Das Ergebnis ist überaus beeindruckend, lässt es doch Geschichte greifbar und begreifbar machen.
Der Metalldruck wurde bei der Evonik Industries AG in Wolfgang realisiert, das Gesamtprojekt unterstützt von Baugesellschaft Hanau, Stiftung der Sparkasse Hanau, Interessengemeinschaft Hanauer Altstadt, Hanauer Geschichtsverein, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Brüder Grimm Berufsakademie sowie Fachbereich Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen der Stadt Hanau. Ein Projekt von Hanauerinnen und Hanauern für Hanau - und weit darüber hinaus.
Text: Martin Hoppe
Denkmal Hanauer Judengasse von Philipp Lach, 2025 (© Fachbereich Kultur der Stadt Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)




