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#025

Stückfassboden

mit Wappen der Neustadt Hanau, Durchmesser 119 cm, 1740

Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe / Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V.

Das 25. Objekt der Woche ist ein ganz besonderes Exponat der Museumssammlung: Ein Stückfassboden der Hanauer Küferlehrlinge.

Ein Stückfass, meist nur Stück genannt, ist ein altes Volumenmaß analog 1,5 Fuder oder 7,5 Ohm oder 15 Eimer. In unserer Region betrug 1 Stückfass 8 Ohm = 1.154,5 Liter (!).

Fassbinder, Küfer und Böttcher waren einst wichtige Handwerker. Ihre Erzeugnisse dienten der Lagerung und zum Transport von Bier, Wein und anderer Güter.

Erst im 17. Jahrhundert schlossen sich die Hanauer Handwerker (Bäcker, Metzger, Küfer etc.) zu Zünften zusammen und erließen Zunftordnungen. Die Ordnungen regelten die Verhältnisse zwischen Meistern und Gesellen, überwachten Preise und Qualität, regelten Arbeit und Streitfälle. Ein bekannter Hanauer Küfermeister war August Schärttner, der Hanauer Turnerführer von 1848.

Am 1. März 1740 zu Fastnacht banden die Benderknechte (Gesellen) auf dem zugefrorenen (!) Main beim Zollhaus am Mainkanal ein neues Stückfass. Wenige Tage später war der Ehrgeiz der Benderjungen (Lehrlinge) geweckt und sie banden auf der gleichen Stelle ein Fass, „so größer und künstlicher (kunstvoller) als der Knecht ihres gewesen ist – und haben es dem Rat der Neustadt verehrt“. Es war lange Zeit im Museum des Geschichtsvereins im Altstädter Rathaus, dann Stadtschloss ausgestellt, kam nach dem Zweiten Weltkrieg in die Sammlungen von Schloss Philippsruhe. 1997 konnte man es in Jubiläumsausstellung 400 Jahre Neustadt Hanau bestaunen und sicher wieder zum Jubiläum 425 Jahre Neustadt Hanau 2022.

Neben dem prächtigen Wappen der Neustadt mit der Hanovia sind mehrere Inschriften eingeschnitzt; die Namen der Ratsmitglieder, Meister, Lehrlinge und ein Gedicht:

ALSZ SIEBEN ZEHEN HUNDERT VIERZIG IAHR

EIN HARTER KALTER WINTER WAR

DEN NEUNDEN MERTZ AUF QVARTEMBER FEIN

SOLT ES EIN WUNDER FASZ NICHT SEIN

DIE WARKSTATT WAR DASZ EISZ IN MEIN

WIE MAN MICH SIEHT

SO IST UNSZ KIEFER IUNGEN

DAS FASZ IN EINEM TAG GELUNGEN

 

Haben Sie alles lesen und verstehen können? Hier die „Übersetzung“:

Als 1740

ein harter kalter Winter war

den 9. März zum Fasttag fein

sollt ein Fass kein Wunder sein

die Werkstatt war das Eis im Main

und wie man sieht

so ist uns Küferjungen (Lehrlingen)

das Fass in einem Tag gelungen

 

 

FassbodemStückfassboden der Hanauer Küferlehrlinge, 1740
(© Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe / Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V.)