Eine Sphinx in Hanau
Der Hanauer Hauptfriedhof ist ein sog. Parkfriedhof. Ein Ort des stillen Gedenkens, aber auch eine grüne Lunge inmitten der Großstadt. Wenn man aufmerksam durch die Anlage flaniert, fallen immer wieder höchst interessante Grabformen auf. Das hier vorgestellte Kleindenkmal ehrt den Zeichner und Bildhauer Hermann Hausmann (1865-1907). Es wurde kürzlich restauriert und an der Dettinger Straße in der Nähe des Gräberfeldes der Familie Heraeus neu positioniert.
Hermann Wilhelm Joseph Hausmann wurde am 14. Juni 1865 in Hanau als Sohn des Hanauer Malers und Akademiedirektors Friedrich Carl Hausmann (1825-1886) geboren (siehe OdW #026). Er hatte fünf Geschwister, darunter den Genremaler Ernst Friedrich (1856-1914), die Aquarell- und Stilllebenmalerin Lina (1857-?) und den Architekten wie Hochschullehrer Johann (1869-1934). Hermann Hausmann besuchte die Hohe Landesschule und belegte danach an der Zeichenakademie die Klassen Zeichnen, Anatomiestudien und Modellieren. Für 1882 sind eine Belobigung und für 1886 eine große kupferne Medaille mit Preisgeld von 60 Mark als Studienauszeichnungen belegt.
Auf der Zeichenakademie lernte er offensichtlich auch seine spätere Frau Hedwig Hausmann-Hoppe (1865-1923) kennen. Um 1890 zog das Paar nach Berlin, wo er Reliefbildnisse, Statuen und Statuetten auf Kunstausstellungen präsentierte, ebenso in München; seine Frau etablierte sich als eine der besten Blumenstilllebenmalerinnen. Um die gleiche Zeit erhielt Hermann einen Auftrag zur Gestaltung eines Denkmals für das „Schleswig-Holstein-Lied“ in Hamburg-Altona („Schleswig-Holstein meerumschlungen / Wanke nicht, mein Vaterland“, das vom vorrevolutionären Sängerfest 1844 herrührt). Der Künstler starb während eines Kuraufenthaltes in Bad Salzhausen am 22. Juni 1907. In einem Nachruf in der Berliner Zeitung wird er als „eine stille, innige und stets lächelnde Künstlernatur mit langem Bart und abseits vom Wege“ charakterisiert, der u.a. gerne Boccia spielte, „ein Autodidakt, der die Kunst mehr aus der Kunst gelernt hatte, der lebendig zu sehen pflegte“.
Das ausdrucksstarke Hanauer Grabmonument, das dem Jugendstil zuzuordnen ist, mag sein offenbar verspieltes wie zurückhaltendes Naturell charakterisieren. Es ist in Form eines Pfeilermals mit aufliegender, sphinxartig ausgebildeter Büste eines weiblichen, geflügelten Genius gearbeitet. Sphingen wurden gerne als Wächter der Totenstelle verstanden, nach 1900 erlebte das ägyptische Formenspektrum eine Renaissance. Der Entwurf und die Ausführung stammen aus der Hand von Hermann Hausmann selbst. Die Fa. Philipp Holzmann & Comp. GmbH stellte die Säule 1907 auf, das Hanauer Steinmetzunternehmen Hauenstein besorgte 2025 die Restaurierung. Für weitere Reinigungen und Neuanordnungen von Grabmälern auf dem Hauptfriedhof suchen der Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V., der Verein zur Förderung von Kunst und Kultur in Hanau e.V. wie auch die Friedhofsverwaltung sehr gerne Patenschaften (
Text: Martin Hoppe
Grabmal für Hermann Hausmann (© Fachbereich Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen der Stadt Hanau, Aufnahme: Martin Hoppe)